Trauerfarbe: von weiß nach schwarz
Als sich die trauernde Königin Anne de Bretagne von Frankreich 1498 in düsteres Schwarz kleidete, erregte sie Aufsehen.
In Frankreich trauern die Königinnen traditionell in „reinem“ Weiß. Doch die Trauer der 22-jährigen Anne über den Tod ihres Mannes Karl VIII., die kurz zuvor auch ihr jüngstes Kind verloren hatte, war so groß, dass in ihren Augen nur Schwarz als Trauerfarbe in Frage kam.
Wenn Schwarz zu teuer ist
Im Mittelalter galten Schwarz und Weiß wegen ihres neutralen Charakters, der Abwesenheit von Farbe, als geeignete Farbtöne für Trauerkleidung. Obwohl Schwarz in der christlichen Welt traditionell die vorherrschende Trauerfarbe war, war es eine kostspielige Angelegenheit, Kleidung schwarz zu färben. Aus diesem Grund trugen die Trauernden auch oft ungefärbte weiße Kleidung, die eher mattgrau als wirklich weiß aussah.
Für die Geister unsichtbar
Beide „Farben“ haben auch in anderer Hinsicht etwas für sich. Im frühen Mittelalter, als der Glaube an übernatürliche Kräfte noch weit verbreitet war, löste ein Todesfall nicht nur Trauer aus. Die Angehörigen hatten auch Angst, dass der Geist des Verstorbenen ihnen etwas antun würde. Sie mussten also sicherstellen, dass sie unerkennbar waren. In Schwarz waren sie nachts unsichtbar und so vor den weiß gekleideten Geistern sicher, aber mit weißen Trauerkleidern sahen sie den Geistern so ähnlich, dass diese sie übersehen würden.
Nicht für alle
Am Ende des Mittelalters wurde Schwarz zunehmend zur vorherrschenden Trauerfarbe. Diese Entwicklung wurde von der Kirche stark gefördert, die das Tragen von schwarzer Trauerkleidung als Zeichen eines guten Christentums betrachtete. Dennoch ist Weiß als Trauerfarbe nicht ganz von der Bildfläche verschwunden. Vor allem in höheren Kreisen blieb weiße Trauerkleidung für Frauen lange Zeit üblich. Sogar 1934 trug Königin Wilhelmina bei der Beerdigung ihres Gemahls, Prinz Hendrik, Weiß.